Wie wir es wollen

Szenische Collage von Tilman Aumüller, Jacob Bussmann, Christopher Krause, Dominik Meder, Arne Salasse, Ruth Schmidt

Premiere: Gessnerallee Zürich, November 2016


Weitere Aufführungen: Sophiensaele Berlin, FFT Düsseldorf, Mousonturm Frankfurt, brut Wien, Kammerspiele München

Aus dem HANDZETTEL, der zu Beginn verteilt wird

„[...] WIE WIR ES WOLLEN handelt vom Kampf zweier Berge.
Ihr seht die beiden Berge hier auf diesem Tor. Links seht ihr den Mont Pèlerin, den Pilgerberg, und rechts den Mont Martre, den Märtyrerberg.
Hinter diesem Tor liegt der Schauplatz des Kampfes; es ist der Marienhof, eine deutsche Vorabendserie, die täglich im Ersten Deutschen Fernsehen lief.
Ihr werdet fragen, wie zwei Berge gegeneinander kämpfen können. Es geschah so:
2005 wurde bekannt, dass die Serie Marienhof unterwandert worden war: Leute mit Verbindungen zur geheimnisvollen Mont-Pèlerin-Gesellschaft, einer neoliberalen Lobbyorganisation, hatten den lächerlichen Betrag von 50.000 Euro gezahlt, um die Dialoge der Serienfiguren heimlich umzuschreiben.
Der Vorfall wurde aufgedeckt, aber die Verantwortlichen argumentierten, dass niemand etwas davon bemerkt habe; alle fanden die umgeschriebenen Dialoge völlig normal und selbstverständlich. Die Mont-Pèlerin-Gesellschaft hatte also Erfolg und der Erfolg machte ihre Umschreibung unsichtbar. Und so kam es, dass als natürlich angesehen wird, was eigentlich vom Mont Pèlerin gemacht ist. [...]“

Trailer

Pressestimmen

Frankfurter Rundschau vom 10.01.2017
„Ist eine Rückkehr zu dem Punkt möglich, an dem die Sache mit dem Neoliberalismus endgültig aus dem Ruder lief? Diesen Weg schlägt die Künstlergruppe ScriptedReality mit ihrem Stück „Wie wir es wollen“ ein.
Mitten auf der Bühne liegt ein dickes rotes Buch mit den Dialogen von einer Folge der Seifenoper „Marienhof“. Was nun geschieht, liegt in der Hand derer, die sonst nur zuschauen dürfen. Die Aufgabe des Publikums ist es, dieses Buch umzusetzen. Jeder kann eine Rolle und Texte ausprobieren, in dem Buch blättern, zu einer anderen Szene wechseln, eine Rolle aber auch wieder ablegen und sich eine neue suchen. […]
Was zunächst nach einer lustigen und schlüssigen Idee für gesellschaftspolitisches Theater klingt, verknüpft sich auf einer zweiten Ebene ziemlich klug mit der Theorie und den Möglichkeiten des Theaters: Die Idee zu „Wie wir es wollen“ entstand bei der Beschäftigung mit einem Lehrstück von Bertolt Brecht. […] Dieses Rädchen drehen ScriptedReality noch ein Stück weiter. Denn die Zuschauer bekommen die Möglichkeit, die Imagination nicht nur zu rezipieren, sondern auch zu gestalten: Das gespielte Stück ist das Stück, das sie miteinander spielen möchten. Im Rahmen der Vorgaben. Oder auch nicht. Ob das funktioniert, hängt von den Menschen ab, die ins Theater gehen. Vielleicht nimmt jemand ein Textbuch an sich und schafft damit eine Hierarchie. Vielleicht entsteht aber auch eine neue, eine andere Form. Wie die aussehen kann, ist eine Entscheidung, die die Gesellschaft, die Gruppe, treffen muss.“
Ulrike Krikau

Der Chor der Birnen

„Wir sind die Birnen und als Birnen wissen wir folgendes zu sagen: Noch nie haben wir uns im Leben mit irgendeiner Ideologie identifiziert, sei sie nun rechts oder links oder wie auch immer geartet. Wir wissen nur, was es gibt und was es nicht gibt. Und wir wissen, dass es die Ökonomie gibt, und dass es die Arbeit gibt.
Sie sind für uns so selbstverständlich wie die Luft. Geht es doch hier um ein jahrhundertelang erprobtes und bewährtes Prinzip, das am besten unserer Natur entspricht.“

Eine Produktion von ScriptedReality in Kooperation mit dem Mousonturm Frankfurt und dem Freischwimmerfestival 2016; gefördert vom Kulturamt der Stadt Frankfurt.